Leonina-Blog

6 alternative Möglichkeiten nein zu sagen, mit denen du dein Kind wirklich erreichst!

„Sollte ich langsam das NEIN einführen?“

Meine Antwort auf diesen Post, über den ich gleich in mehreren Eltern-Foren stolperte, wäre ironischer Weise NEIN gewesen. Ich dachte mir: Habt ihr bisher mit euren Kindern nicht gesprochen?!

 

Warum ich begleitende Sprache von Anfang an als wichtig empfinde, werde ich an anderer Stelle genauer erläutern. So viel schon mal: Sprache ist Kommunikation ist Austausch auf Augenhöhe ist Respekt ist Voraussetzung für eine gute Bindung.

 

Warum sollte das Sprechen mit dem Kind erst mit 6 oder 7 Monaten oder noch viel später eingeführt werden? Dass Kommunikation ab Geburt funktioniert, zeigen nicht zuletzt das Abhalten des Babys ab Geburt (Windelfrei bzw. Ausscheidungskommunikation) sowie die Zwergensprache: Gebärdensprache, die bei Babys und Kleinkindern schon ab frühestem Alter „funktionieren“ kann.

 

Und warum gerade das NEIN einführen?

Es ist doch bezeichnend, dass bei einem deutschen Wortschatz (bei Einsprachigkeit) von unglaublichen 9 Millionen Worten und Wortzusammensetzungen ausgerechnet das NEIN die erste verbale direkt adressierte Information für dein Kind sein soll.

Gut, höchstwahrscheinlich wird jede Familie auch so schon sehr früh, auch wenn sie es sich nicht explizit vornimmt, irgendwie, unbewusst, nebenher zumindest, mit dem Baby sprechen.

 

Wenn ALLES NEIN ist, bleibt NIX übrig

 

Nur NEIN zu sagen, bringt uns dazu, es inflationär zu benutzen, denn es ist so schön kurz und einfach. Doch ein NEIN, das ständig gebraucht wird, verliert seine Wirkung. Spare es dir also für die wirklich wichtigen Momente auf.

Ein Kind, das in einem Raum praktisch nichts darf, muss gegen seinen stärksten Instinkt, den Entdecker- und Lerndrang, ankämpfen. Es geht – aber es ist Stress für dein Kind und für dich. Achte darauf, dass trotz deines NEINs das Entdeckerbedürfnis deines Kindes irgendwann oder irgendwo gewahrt bleibt.

 

Wenn schon NEIN, dann ein Konstruktives! 

Ich bin daher auch für eine möglichst starke Ja-Umgebung, denn sie nimmt allen Beteiligten den Stress. Heißt, alles, worauf du nicht in jedem Moment achten willst, solltest du außer Reichweite des Kindes legen.

 

Dennoch plädiere ich dafür, Kindern den Umgang auch mit Gefahren und wertvollen Gegenständen zu ermöglichen. Alles erdenkliche außer Reichweite zu packen, bedeutet wiederum, ihnen wichtige Lernprozesse zu verweigern.

 

Alles zu verschließen heißt außerdem, dass das Kind in anderen Umgebungen dennoch damit umgehen können muss, wenn die Schränke offen, die Treppen nicht versperrt sind und das Besteck zugänglich ist.

Nein zu bestimmten Handlungswünschen des Kindes zu sagen, ist im Grunde also völlig sinnvoll und legitim.

 

Unsere Motivation hinter dem NEIN

NEIN zu sagen ist kein Selbstzweck, sondern ein wichtiges Element unseres sozialen Zusammenlebens und unserer elterlichen Macht, mit der wir Sorge für unser Kind tragen.

 

Wenn wir schon NEIN sagen, sollten wir uns zwei Dinge bewusst machen:

 

1. Bis das Kind lernt, dass es diese Handlung nicht mehr ausüben soll, wird es möglicherweise Wiederholungen bedürfen. Versteht ein Baby schon früh dein NEIN und kann sich darauf verlassen, ist das eine gute Basis. Bei größeren Kindern kann der Drang größer und die Situation komplizierter werden:

 

2. Begleite dein NEIN mit einer kurzen Erläuterung. Vor allem bei einem Kleinkind und größeren Kind, das die Welt nun verstehen und auch Transferleistungen erbringen will. Ein Baby braucht i.d.R. kurze knappe prägnante Signale. Trotzdem ist eine kleine Erklärung dazu ein gutes Mittel, um noch in der Situation zu überprüfen, ob du gerade eine Handlung oder einen Willen des Kindes mit gutem Grunde oder nur aus Bequemlichkeit oder Prinzip ablehnst. Außerdem versteht ein Kind viel früher als es spricht.

 

Gute, faire und wahre Erklärungen sind z.B.:

 

„Das ist zerbrechlich, ich will nicht, dass du es nimmst, denn mir ist der Gegenstand sehr wichtig, und er kann sehr schnell kaputt gehen, falls du z.B. damit fällst“

„Das gehört nicht uns, ich weiß nicht, ob wir es haben können.“

„Das ist gefährlich, ich will nicht, dass dir etwas damit passiert, du kannst dich sehr doll daran schneiden.“

 

Alternativen, wie „das schmeckt dir doch gar nicht“, oder „sonst kommt der Schneider mit der Schere“ sind weder ehrlich noch zielführend, denn schon bald wird das Kind dagegen argumentieren – zurecht.

 

Hier gebe ich dir aber auch noch Alternativen deinem Kind nein zu sagen mit auf den Weg. 6 Möglichkeiten konstruktiv und der natürlichen Entwicklung des Kindes gerecht werdend auf Situationen zu reagieren, in denen du normalerweise vielleicht NEIN sagen würdest:

 Alternativen deinem Kind nein zu sagen Kommunikation gemeinsam Hand in Hand Eltern Kind nein sagen Grenzen setzen

1. Das Leben hält immer Alternativen bereit!

Beispielsituation: Dein Kind möchte mit etwas spielen, das gefährlich sein oder kaputt gehen könnte. Das willst du nicht.

 

Was du tun kannst:

Biete deinem Kind eine Alternative an, möglichst eine, die dem begehrten Objekt ähnelt, denn dein Kind hat ja ein bestimmtes Verlangen, der auf einem aktuellen Lernprozess basiert. So kannst du einem Kind, das im Blumentopf buddeln möchte, die kleine Sandmuschel auf dem Balkon zeigen, oder wenn dein Kind gerade häufig an den Knöpfen vom Herd dreht, leere Flaschen mit gelockertem Drehverschluss zum aufdrehen Üben geben.

Babys und Kinder, die NEINs als akzeptable aber klare Ausnahme kennengelernt haben und sich ansonsten sehr frei bewegen dürfen, brauchen oft keine Alternative angeboten bekommen, wenn sie sie selbst finden können.

 

2. Nicht vorenthalten – sondern anders erleben lassen!

Beispielsituation: Dein Kind möchte von etwas probieren, was du gerade nascht. Du weißt, dass dieses Lebensmittel ungesund ist und möchtest deinem Kind dies ersparen.

 

Was du tun kannst:

Biete ihm dennoch die Möglichkeit, das Lebensmittel oder den Gegenstand auf eine andere Art und Weise zu erfahren. Du möchtest nicht, dass es davon isst – aber es darf einmal schauen, wie das Verpackungspapier knistert, oder es darf daran riechen und es dir dann füttern.

Wenn das Kind irgendwann checkt, dass du es aber isst, wäre spätestens dann zu überlegen, ob es auch für dich vielleicht nicht die optimale Ernährung ist – oder ob es für dein Kind nun doch ok ist, zu probieren. Kinder spüren, wenn wir nicht integer sind und etwas sagen, was wir selbst so nicht leben.

 

3. Das aktive Aufhören durch einbinden und zuhören!

Beispielsituation: Dein Kind nimmt einen Gegenstand aus dem Schrank, den es nicht haben bzw. nicht woanders hinbringen soll. 

 

Was du tun kannst:

Dein Kind möchte etwas erforschen, hat etwas entdeckt, was es ganz besonders und interessant findet. Es ist ihm in dem Moment unmöglich, es ohne weitere Beachtung stehen zu lassen. Etwas NICHT zu tun, ist sehr schwierig, ein Kind ist voller Energie und seine Natur veranlasst es, non-stop zu lernen und zu entdecken. Nichttun heißt Stillstand und das widerspricht der Natur des Kindes, gerade wenn es z.B. in einem übermüdeten Zustand ist oder alle anderen ebenfalls diesen Gegenstand begutachten.

 

Schenke dem Fundstück deines Kindes Beachtung, lass dir zeigen, was es gefunden hat und verbalisiere es. Anschließend kannst du dein Kind bitten, es wieder in den Schrank zurückzustellen – lass dein Kind es selbst tun. Das ist dann kein Nichttun (stehen lassen), sondern es sind zwei aktive Handlungen (herbringen und zeigen sowie wieder wegbringen), die im Endeffekt das gleiche bewirken: Der Gegenstand steht wieder da, wo du ihn haben willst.

Damit dein Kind den Gegenstand nicht sofort wieder herausnimmt, lass ihn die Tür schließen und ihr sagt „zu“, oder sagt dem Gegenstand oder dem Schrank „tschüß“. So kann dein Kind erfolgreich mit der Handlung abschließen.

 

4. Natürliche Konsequenzen sind nachvollziehbar 

Beispielsituation: Dein Kind greift immer wieder nach dem spitzen Messer oder der angezündeten Kerze. Du willst eine Verletzung verhindern.

 

Was du tun kannst:

Dein Kind ist erst dann vor Verletzungen gut gewappnet, wenn es weiß, WIE WANN und WOBEI es sich WARUM verletzen kann und WIE es dies verhindert oder vermeidet. Es hilft also nur vorübergehend, alle spitzen Gegenstände aus dem Weg zu räumen, und auch eine künstliche Konsequenz („Strafe“) bringt im Lernprozess erst recht nichts.

Der beste Weg, deinem Kind einen sicheren Umgang mit Hitze, Spitzen usw. zu ermöglichen, ist, ihm die natürlichen Konsequenzen zu zeigen und es dabei zu begleiten. Wenn dein Kind einmal kurz die heiße Lampe berühren darf und du es benennst (aua, das ist heiß) oder es ganz leicht die Spitze der Schere spüren lässt (schau, die ist spitz, das kann pieksen), wird es verstehen, warum du ihm davon zunächst abrätst.

 

So eine Vorgehensweise kann ab dem Kleinkindalter auch für nicht-Gefahren-Situationen gut passen: Wenn dein Kind bspw. die Erde aus dem Blumenkasten holt, muss es aufgefegt werden. Dein Kind wird daran Spaß haben und gleichzeitig etwas lernen. Wir machen es so bei Windelfrei. Wenn sie auf den Boden pieselt und ich einen Lappen hole, will mein Löwchen meist ganz selbstständig mitwischen.

 

 

5. Begleitetes Ausprobieren

Beispielsituation: Dein Kind zieht immer wieder die Wäscheklammern auseinander – die so natürlich kaputt gehen -, oder will die Schere benutzen, so wie du.

 

Was du tun kannst:

Bei vielen Gegenständen ist es möglich, dass du deinem Kind zeigst, wie es mit dem Gegenstand umgehen kann, anstatt es ihm wegzunehmen. Du kannst auch entscheiden, dass er nur genutzt wird, wenn du in der Nähe bist und es begleitest. Und wieder ein NEIN gespart und deinem Kind ein Stückchen mehr Freiheit und Selbstständigkeit verschafft 😉

 

 

6. Einfach mal machen lassen!

Beispielsituation: Dein Kind läuft im Winter barfuß und ohne Hose zum Treppenhaus hinaus, als du nur eben die Schuhe rausstellen willst. Es kommt nicht wieder zur Tür hinein, als du rufst.

 

Was du tun kannst:

Kennst du das? Was verboten ist, ist umso verlockender? Das gilt auch für Kinder. Manchmal hilft es, dein Kind einfach mal machen zu lassen, und schon mal das zu tun, wozu du dein Kind bewegen möchtest (ins Haus kommen, aufräumen etc), dann kann es zufrieden mit seiner Handlung abschließen und dir folgen!

 

Was ich nicht alles in solchen Situationen probiert habe: Ich habe das Löwchen zurückgerufen, wollte sie an der Hand hineinführen – beides wollte sie nicht, sie war nur noch entschlossener, draußen zu bleiben.

Also ließ ich sie einfach mit offener Tür auf dem Flur und ging schon mal rein – und keine Minute später war sie ebenfalls drinnen! Ich bat sie die Tür zu schließen und alles war ganz ohne Kampf zu beider Seiten Befriedigung beendet.

 

…erzähl mal von deinen Erfahrungen! 

Wie hältst du es mit dem NEIN sagen? Hast du mal versucht zu zählen, wie oft du deinem Kind gegenüber das Wort NEIN oder NICHT benutzt?

Teile mit mir gerne deine Erfahrungen und Meinung auf Facebook oder hier in den Kommentaren!

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  • […] Welche alternativen Möglichkeiten es zum NEIN-sagen gibt und warum eine ständige NEIN-Umgebung nicht sinnvoll und in meinen Augen sogar nachteilig für das Kind und die Beziehung ist, habe ich in diesem Artikel für dich zusammengefasst. […]

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