Koliken – was hilft meinem Baby?

Teil 2: Windelfreie Babymassage

Im ersten Teil des Dreiteilers zu Bauchweh und Koliken bei deinem Baby habe ich deutlich gemacht, wie du das durch Bauchweh und Einhalten veränderte Stillverhalten deines Babys positiv beeinflussen kannst, indem du deinem Baby die Möglichkeit auszuscheiden sowie windelfreie Momente bietest. Lies jetzt, wie du die Windelfreiheit für das Bauchwohl deines Babys weiter nutzen und effektiv ergänzen kannst!

Eigentlich ist es kein Geheimnis und auch keine Wissenschaft: Berührung tut gut. Insbesondere von Haut zu Haut. Händchen halten ist auch nicht halb so schön, wenn einer von beiden Handschuhe trägt. Ebenso verhält es sich mit Kuscheln, Streicheln und Berührung in Windeln und Kleidung. Plausibel, oder?

Durch die Berührung zwischen vertrauten Personen wird das „Kuschel“-Hormon Oxytocin freigesetzt. Das Oxytocin hilft bei der Herstellung eines Vertrauensgefühls und kann das Stresshormon Cortisol im Körper reduzieren.

Dies wiederum entspannt die für die Emotionen zuständigen Gehirnareale, sodass das Gehirn „somit frei [ist], seine eigentliche Aufgabe zu erledigen, das Problemlösen. Der Körper interpretiert die unterstützende Berührung mit: ‚Wir teilen uns die Arbeit‘.“ Berührung ist also Befreiung!

Massage ist Seelenbalsam

Auch wenn die audio-visuellen Eindrücke noch nicht ausgereift sind, erlaubt dir die taktile Kontaktaufnahme die volle Möglichkeit der Kommunikation mit deinem Neugeborenen. Dein Baby hat Vertrauen, wenn es dich spürt! Es möchte gestreichelt, geschuckelt und getragen werden. Es möchte spüren, dass du da bist!

Wer schon einmal eine Massage erhalten hat, weiß, es ist mehr als reine Mechanik. Die Berührungen können Vertrauen und Bindung zwischen massierender und massierter Person stärken. Das entspannt – beste Voraussetzung, auch im Darm loszulassen.

Mit der richtigen Technik und einfachstem anatomischen Wissen können außerdem durch Druck und Streichen gezielt Regionen des Körpers angeregt werden. Im Falle von Bauchschmerzen ist es sehr praktisch: Der Darm liegt direkt unter der Bauchdecke, frei von Knochen und Rippen. Wir können mit den Händen direkt Einfluss auf ihn nehmen und ihn in seiner Arbeit stimulieren.

 

Warum ohne Windeln? 

Ohne Windeln fällt zum Einen der Widerstand weg, der den Pupsen im Wege liegt. Ein Baby hat von Natur aus außerdem den Instinkt, sich nicht selbst zu besudeln und so hält es weiter ein – und das fördert das Bauchweh. Die Windel verhindert zudem eine optimale Bewegung und Berührung der Region. Die Massage kann also nicht in ihrem vollen Potenzial wirken.

Babys fühlen sich so, wie sie geboren sind – ohne Windel – am wohlsten. Sich zu entspannen und loszulassen gelingt ihnen am besten, wenn nichts zwischen ihrer und Mamas Haut liegt. Der klebrige, sich aufheizende, gepolsterte Fremdkörper an ihrem Popo verhindert das absolute Wohlgefühl, das das nackte Dasein dem Baby bereitet. Probier‘ es mit deinem Baby aus und erfahre es selbst!

Als ich im Forum auf eine Diskussion zu diesem Thema stieß, gab ich den Rat, Stillen und Massage ohne Windel zu probieren und ggf. das Baby abzuhalten. Eine Mama reagierte prompt und hatte keine Berührungsängste, es mit windelfreien Momenten zu probieren. Und sie erlebte eine unglaubliche Veränderung:

„Seit einigen Wochen hatte ich mit meinem kleinen Schatz Probleme beim stillen. Er konnte so gut wie nie in Ruhe stillen weil ihm eigentlich immer die Verdauung einen Strich durch die Rechnung machte. Oft endete es im schreien da er gerne trinken wollte, es aber vor lauter Bauchweh nicht schaffte. Durch Zufall habe ich den Tipp bekommen es doch einfach mal zu versuchen ihm beim stillen zwischendurch die Möglichkeit zu geben sich ohne Windel zu erleichtern. Die Nacht drauf hatte er nachdem trinken mal wieder etwas mit seinem Bauch zu kämpfen…auf dem Wickeltisch fing ich dann nun an ihm dem Bauch zu massieren und mit seinen Beinchen Fahrrad zu fahren, das ganze in dem Fall ohne Windel. Nach kurzer Zeit pupste mein Schatz fröhlich drauf los und war nach kurzer Zeit auch schon wieder im Träumeland. Mit Windel hatte dies bis dahin nur sehr selten geklappt. Seitdem massieren wir das Bäuchlein oft einfach mal ohne Windel und lassen den Pupsen ihren „freien“ Lauf.“

 

Nun fragst du dich vermutlich: Geht das wirklich so easy? Sollte ich das auch einmal probieren? Warum habe ich vorher noch nicht davon gewusst? Und wie stelle ich es genau an?

Die Antworten sind: Ja – ja – weil wir Windeln heute als gegeben annehmen und sie gar nicht erst hinterfragen – und: in diesen Schritten kannst auch du deinem kleinen Liebling mit seiner Verdauung helfen: 

1. Als aller erstes: Ab mit der Windel!

Bitte, schere dich nicht darum, dass du bepieselt oder bekackert werden könntest! Baby-Urin ist quasi steril und nichts ist dauerfärbend, alles abwaschbar! Überdenke deine Einstellung zu der natürlichsten Sache der Welt, die unser Überleben sichert: Das Dreiergespann von Nahrungsaufnahme – Verdauung – Ausscheidung. Dann kannst du genau so entspannt bleiben, ob dein Baby nun in eine Windel gepackt ist, oder das Nackig-Sein in vollen Zügen genießen darf!

 

2. Lege dein Baby an die Brust und stille es

Dein Baby wird vermutlich ruhiger an deiner Brust trinken oder nuckeln, wenn es nackig ist. Wenn du magst, kannst auch du hin und wieder Haut zeigen und fühlen lassen beim Stillen. Es stärkt eure Verbundenheit und ist für beide ein absolutes Wohlgefühl. Wenn euch kalt ist, kuschelt euch in eine Decke. In der warmen Badewanne kann man übrigens auch wunderbar nackt stillen! Dein Baby entspannt sich durch das Nuckeln – das hilft gegen die Schmerzen im Bäuchlein!

 

3. Halte es dabei oder kurz danach (du wirst herausfinden, wann dein Baby muss) über eine kleine Schüssel ab

Wenn dein Baby so nackig, oder zumindest ohne Windel bei dir ist, und stillt, wird es vermutlich den Drang verspüren, auszuscheiden. Das ist ganz normal und eine der sogenannte Standardsituationen bei Windelfrei (Pipi-Kacka „klappt“ hier fast immer), wie du auch im letzten Artikel zum Thema nachlesen kannst. Die Nahrungsaufnahme löst den Gastrokolischen Reflex aus, der dafür sorgt, dass das Signal zur Darmentleerung gegeben wird – das ist ganz normal! Nutze dieses Wissen um die biologischen Vorgänge im Körper deines Babys, um seinem Ausscheidungsbedürfnis unmittelbar nachzukommen. Wie genau das geht, kannst du hier nachlesen!

 

4. Kuschel dich mit deinem Baby ein und sorge für eine gemütliche, entspannte Atmosphäre

Auch du solltest so entspannt wie möglich sein – denn dein Befinden wird von deinem Baby gespiegelt. Für ein entspanntes Baby braucht’s also auch entspannte Eltern! Damit stillen und abhalten weder stressen noch unangenehm sind, solltest du erstens eine Atmosphäre schaffen, die bequem, gemütlich, vertraut und warm ist, und dir zweitens alles bereit stellen, was du brauchst: Ggf. Massageöl (nimm reines, natives Kokosöl, das tut der Haut gut und ist naturbelassen), ein passendes Töpfchen oder Gefäß zum Abhalten, ein Tuch zum Popoabwischen (besser als Feuchttücher sind Mandelöl und ein einfaches Stoffstück, z.B. ein zerschnittenes, weich gewaschenes T-Shirt!), ein Stillkissen, eine Decke und etwas zu Essen und zu Trinken für die stillende Mutter.

 

5. Frag dein Baby, ob es eine Massage möchte

Dein Baby, wenn es Massage nicht gewohnt ist, kann zunächst ablehnend auf das Angebot reagieren, gerade wenn es schon älter ist. Zudem muss ein Baby in der Stimmung für eine entspannende Massage sein – du siehst deinem Kind schon an, wann es sich gerne auf den Rücken legen und massieren lassen mag. Deshalb ist es wichtig, dass du auf dein Baby eingehst, ihm zeigst, was du vorhast und schaust, ob dein Baby dir sein Einverständnis signalisiert. Klingt verrückt? Das ist Kommunikation.

 

6. Massiere sein Bäuchlein dort, wo der Dickdarm entlang führt

Nun beginne mit der Massage für dein Baby. Es liegt vor dir auf dem Bett, dem Wickeltisch oder einem anderen angenehmen warmen Ort für euch beide – nackt natürlich! Auf dem Rücken liegend kann es dir direkt in die Augen sehen und du ihm. Mach keine zu starken oder ruckartigen Bewegungen und beginne mit ein paar zärtlichen Berührungen, die dein Baby von dir kennt und mag. Sprich dabei ruhig mit ihm, und sag ihm, was du da gerade tust, oder sing etwas. 

Nun fährst du mit deinen flachen Händen (mit oder ohne Öl) vom oberen zum unteren Bauch. Wiederhole diese Bewegung mehrmals. Verlagere dabei etwas Druck auf die Handkante, als würdest du den Darminhalt hinunterschaben.

Bewege deine Hände mehrmals den Darm in Richtung Darmausgang entlang. In einer Torbogen-Form gehst du dafür von links unten über den oberen Bauch nach rechts unten. Dann gehe den gleichen Weg mit deiner Hand erneut.

Lass alle deine Bewegungen in einer sanften, ausstreichenden Bewegung enden.

Es gibt eine Menge Video-Anleitungen, die dir ebenfalls helfen können, eine passende Massagetechnik anzuwenden, z.B. hier und hier. Du kannst die Babymassage natürlich auch auf andere Körperbereiche ausweiten!

 

7. Fahre mit Baby’s Beinchen Fahrrad

Zwischen den Massageeinheiten kannst du Baby’s Bauch lockern, indem du die Beinchen leicht nach vorn und hinten schüttelst. Damit förderst du die natürliche Peristaltik (Eigendynamik) des Darms.

Wenn du Baby’s Beine anwinkelst kannst du so leichten Druck auf den Bauch ausüben, den Darm in eine förderliche Krümmung bringen und dem Darmausgang Platz schaffen. Dies entspricht auch der Position, in die ein Baby beim Abhalten gebracht wird und in der wir Menschen am besten ausscheiden können.

Du kannst auch ruhig mit den Beinchen deines kleinen Schatzes „Fahrrad fahren“. Damit wird der Darm bewegt und angeregt.

8. Wenn es pupsen oder etwas anderes muss – super, was raus muss, muss raus!

Du darfst dich nun auf ein kleines Pups-Feuerwerk gefasst machen! Du hast die optimalen Bedingungen geschaffen, um Darm und Blase zur Entleerung zu verhelfen und Verdauung und Kreislauf anzuregen. Das Ausscheiden und Pupsen entkrampft und nimmt deinem Baby das Bauchweh!

 

9. Lass‘ dein Baby die ganze Zeit über windelfrei!

Die genannten 8 Schritte sind nur dann optimal effektiv, wenn du dein Baby windelfrei lässt! Erinnere dich daran, was ich dir über den ersten Punkt gesagt habe. Es wird dir auch im sonstigen Umgang mit deinem Baby helfen, wenn du seine Körperfunktionen ohne Scham und falschen Ekel annehmen und auf seine Bedürfnisse eingehen kannst. Und Windelfrei hat noch soooo viele andere Vorteile!

 

10. Freu dich über dein entspanntes Baby!

Du hast es geschafft! Du hast die viel beschworene saugstarke Wegwerfwindel für einen Moment tatsächlich weggeworfen und dein Baby seinem natürlichen Körpergefühl näher gebracht. Dafür erhältst du ein kuscheliges Baby, schmerzfreie Brustwarzen und eine Menge Nachtschlaf zurück. Und ganz nebenbei hast du mit der windelfreien Babymassage eine Möglichkeit für euch entdeckt, miteinander in körperliche, liebevolle Kommunikation zu treten und eure Bindung zu stärken. Eine Win-Win-Situation würde ich sagen!

 

Kurz und knapp!

Wenn dein Arzt sagt, dein Baby habe die Dreimonatskoliken oder wenn dein Baby beim Stillen weint, an- und abdockt oder sich windet, warte mit Medikamenten und Verzweiflung. Oben habe ich dir erläutert, warum und wie sich eine windelfreie Babymassage erstaunlich effektiv und positiv auf die Darmgesundheit und das Wohlbefinden deines Babys auswirkt. Probier‘ es aus!

Welche Erfahrungen hast du mit Windelfrei und Babymassage gemacht? Traust du dir zu, dein Baby ohne Windeln zu lassen? Was hat deinem Baby am besten geholfen?

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Ich bin Janina, die Initiatorin und Autorin hinter Leonina frei & geborgen. ich berate und begleite Mamis auf ihrem ganz eigenen WindelFREI-Weg! Ich berate dich auch online und biete Kurse rund um WindelFREI an. So kannst du unbeschränkt von mir begleitet werden – egal, wo auf der großen weiten Welt du gerade mit deinem Baby unterwegs bist. Kontaktier mich, ich freu mich auf dich! Mehr zu mir und meinen Qualifikationen erfährst du hier!

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