„Super!“

„Gut gemacht“

 „Ja ganz toll!“

Diese Worte können machtvoll sein – oder nichts aussagend.

Sie sind gut gemeint und wollen scheinbar dem Kind Liebe, Aufmerksamkeit und Anerkennung schenken.

In anderen Konstellationen verfolgen sie ein ganz bestimmtes Ziel, nämlich ein erwünschtes Verhalten positiv zu bestärken.

Oder – und dieses Phänomen kennst du vermutlich sehr gut von dir selbst und hast es auch schon oft in deinem Umfeld beobachtet – die Aussage fallen im Nebensatz:

Ganz nebenbei und vielleicht ohne das Kind überhaupt anzusehen – und während du dich noch mit der Kitaleitung unterhältst.

Na, erkennst du dich wieder?

 

„Meine Eltern haben mich damals viel zu wenig gelobt!“

 

Fordern Kinder Lob nicht sogar ein?

„Paaaaapa hab ich das gut gemacht?“

Oder ist Lob sogar Konditionierung, gefügig machen, und so gar nicht bedürfnisorientiert?

 

Wie neutral kann ich mich ausdrücken, wie neutral sollte ich mich ausdrücken?

 

Und wenn ich nicht loben soll, was soll ich denn stattdessen sagen?

 

Und was hat Lob mit Bestrafung, WindelFREI und dem Selbstgefühl zu tun?

 

Unser Drang zu bewerten

„Belohnungen sind fast so fragwürdig wie Strafen“

Dieser Satz stammt von Rita Messmers aus ihrem Buch „Ihr Baby kann’s“.

Rita bezeichnet Belohnungen als „akzeptiertes Disziplinierungsmittel“.

Autsch…

So klingt das gleich ganz anders!

Aus dem Ziel von Lob und Belohnung, welches da sei, das Kind zu einem anderen, „besseren“ Verhalten zu bewegen, schlussfolgert sie, dass es bedeute, dass das natürliche Verhalten des Kindes als verbesserungsfähig angesehen werde.

Wir unterstellen damit indirekt, dass unser Kind von Natur aus also nicht sein Bestes gebe.

Dabei ist gutes und angepasstes Verhalten von Babys die Norm.

Kinder nehmen sich Erwachsene als Vorbild und handeln entsprechend ihrer Möglichkeiten.

Jean Liedloff erzählt in „Auf der Suche nach dem verlorenen Glück“, dass in Naturvölkern für natürliches Verhalten nicht gelobt, bestraft, ja nicht einmal Erwartungen oder Zweifel gehegt werden:

 

Einer der stärksten Impulse in dem höchst sozialen menschlichen Tier ist der Antrieb, zu tun, was man seiner Wahrnehmung nach von ihm erwartet.

Also: Babys und Kinder passen sich weitestgehend dem gesellschaftlich akzeptierten und sozialverträglichen Verhalten in ihrer Umgebung an.

Ganz ohne unsere Manipulation.

 

Lieber einmal zu viel gelobt als zu wenig – oder?

 

Rita Messmer sieht das anders („Ihr Baby kann’s!“ S. 137).

Wenn ein Kind Lob und Belohnungen gewöhnt ist, sieht sie die Gefahr, dass sich die Wahrnehmung und Prioritäten des Kindes verschieben: Wichtig wird künftig die positive Belohnung – sie wird erwartet, gewünscht und gefordert.

Der wesentliche Prozess dahinter gerät in den Hintergrund.

Und das ist einer der springenden Punkte, die WindelFREI von Töpfchentraining unterscheiden – dazu weiter unten mehr.

Als zweite Gefahr kannst du einen einfachen Perspektivwechsel vornehmen:

Ein Fehlen von Lob kann durchaus wie eine Strafe wirken.

Denn wenn loben heißt, du hast etwas gut gemacht, was heißt es denn, wenn du NICHT gelobt wirst?

 

Lob fördert gewünschtes Verhalten – nicht das Selbstgefühl

 

Lob versucht offiziell, das Selbstvertrauen zu fördern.

Selbstvertrauen entsteht jedoch vor allem durch erbrachte und selbst erfahrene Leistung.

Was psychologisch viel wichtiger ist, so Jesper Juul, sei das Selbstgefühl.

Und Selbstgefühl bezeichnet Juul als eine Art innere Säule, das Gefühl, „in uns selbst zu ruhen, uns durch und durch wohlzufühlen“.

Und dieses Selbstgefühl werten wir nicht auf durch Be-Wertung, nicht durch Lob für ein Verhalten oder Leistung.

Es ist viel einfacher!

Selbstgefühl baut sich schon dadurch auf, dass wir von zumindest einer uns wichtigen Person bewusst gesehen und angenommen werden in unserem Sein, so Juul.

Wir erfahren so, dass wir wertvoll sind, so wie wir sind, ganz ohne Leistung oder Maskerade.

Beschreibendes Lob in der Praxis

 

Die Lösung kann hier „beschreibendes Lob“ sein.

Denn Lob versucht tatsächlich das Verhalten zu bewerten und zu konditionieren.

Wenn wir schon konditionieren wollen, so können wir es weitestgehend wertfrei gestalten…

Der Unterschied?

Bewertendes Konditionieren sagt: „Das, was ich mit dem Lob bezwecken will, ist gut (und damit ist das, was du sonst tust, schlecht).“

Beschreibendes Lob hingegen macht Prozesse bewusst und sagt: „Du machst x! Das freut mich und ich sehe es. Es entspricht meinem Bedürfnis. (Und wenn du y machst, entspricht das nicht meinem Bedürfnis)“

Wir praktizieren somit „gewaltfreie Kommunikation“.

 

Sagt Juul nicht auch, wir sollen authentisch bleiben?

 

Ja!

Und darum sag ich: Besser ein freudiges „Lob“ aus dem Herzen als ein mechanisches Lehrbuchgeplapper mit zittriger Stimme, nachdem wir 5 Minuten lang überlegt haben, wie wir es nur möglichst neutral und wertfrei ausdrücken können.

Was wir aber alle können, ist: In jedem Moment zu versuchen, wahres Interesse zu zeigen und in echte Kommunikation gehen!

Hier eine Übung für dich:

Jedes Mal, wenn du sagen willst:

„Toll gemacht“ oder „super“ oder was auch immer dir so nebenbei ständig aus dem Munde flutscht, versuche es zu ersetzen – und wenn du es schon gesagt hast, zu ergänzen.

Nämlich durch eine Beschreibung oder eine Frage. Beschreibe die Situation oder rege ein echtes Gespräch an durch vertiefende Fragen!

So wirst du ganz authentisch ohne Lob auskommen und in echte und tiefe Beziehung mit deinem Kind gehen – und ganz nebenbei sein Selbstgefühl stärken!

Und wenn du dieses Experiment eingehst, wirst du sehen, welche interessanten Gespräche und Erkenntnisse für dich entstehen.

 

Und wenn du mal gar keine Lust hast, hinzusehen?

 

Bleib authentisch!

Das darfst du deinem Kind sagen.

Ein liebevolles NEIN ist allemal besser als ein NEIN, getarnt als desinteressiertes, unehrliches JA (Jesper Juul „Nein aus Liebe“).

Viel Spaß dabei!

 

Und was heißt das jetzt für WindelFREI?

 

WindelFREI ist per se erstmal Kommunikation.

LIEBEvoll.

Baby geleitet.

Und damit das Kind nicht nur gehorcht, sondern Zusammenhänge versteht, macht es Sinn, dass das Kind nicht von außen, sondern intrinsisch motiviert ist, also aus sich heraus, die Dinge zu tun.

Z.B. aufs Töpfchen zu gehen, weil die Hose sonst nass ist.

Allerdings ist für das Baby nur relevant, dass es überhaupt außerhalb der Hose ausgeschieden hat, das kann wahlweise auch der Busch, aber auch der Teppich oder unterm Tisch sein.

Darum sind aus Artgerecht-Sicht auch Kinder, die krabbeln können, selbst dann trocken, wenn sie pullern und sich dann wegbewegen.

In der Natur wäre das durchaus ausreichend für den eigentlichen Zweck.

In unseren Breitengraden ist das hingegen oft der Beginn einer langen Phase, die wir als Abhalte-Streik wahrnehmen, denn die Interessen des Kindes und die der Eltern gehen hier auseinander.

Wenn dein Kind also bereits mobil ist, krabbelt und läuft und sich sonst wo hin erleichtern möchte und du aber zeigen möchtest, dass das Töpfchen der Ort ist, wo DU das gerne hättest, kannst du auf oben beschriebenes „beschreibendes Lob“ zurückgreifen.

Das reicht vollkommen.

Ihr könnt euch gemeinsam freuen!

Dann merkt das Kind hier: „Ok, das ist Mama echt wichtig, sie freut sich, wenn ich die Kacka rein mache“, z.B. dagegen spricht nichts.

Denn das ist ganz klar dann UNSER Bedürfnis, also nicht mehr nur Baby geleitet.

Im frühen Babyalter, wenn wir das Baby richtig abhalten, brauchst du übrigens gar nicht zu loben, denn dein Baby tut nichts richtiges oder falsches, es meldet mehr instinktiv den Pipidrang und pullert dann nach Absprache los, weil es angenehm ist.

Du musst auch bei deinem größeren Baby eigentlich, ehrlich gesagt, nicht mal groß honorieren, das Kind freut sich, wenn alles harmonisch ist und es seine Verantwortung innerhalb des Clans übernimmt, auch ohne unser Lob.

Aber auch hier könnt ihr euch gemeinsam freuen, dass das Zusammenspiel so gut klappt, das ist eine tolle Alternative zum Loben.

Du trainierst dann auch schon die ehrliche Aufmerksamkeit, die beim Loben oft verloren geht.

„Toll“ ist irgendwann, wie gesagt, meist eher eine Floskel als wahres Interesse und Auseinandersetzung mit dem, was das Kind macht.

 

Wie handhabst du es mit dem Lob? Wurdest du als Kind viel gelobt, hast du ein gutes Gefühl dazu, oder eher ein schlechtes? Was fällt für dich unter Lob und was nicht? 

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  • […] Wenn es also schon ein Projekt ist, dann eher euer gemeinsames! Vereinnahme es nicht, sonst wird es zum Töpfchentraining oder gar zum Zwang. Glaub mir, wenn du dich zu sehr und alleine DARÜBER identifizierst, wird ein scheinbarer […]

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