WindelFREI ist „natürlich“.

Oder?

Ist Gebären im Krankenhaus „natürlich“?

Du denkst nun drüber nach und sagst nach einem Zögern vermutlich:

„Eher nein“.

Und ist WindelFREI im Krankenhaus möglich?

Ist es sinnvoll?

Wie passt das zusammen?

Unter Geburten in Krankenhäusern kommt es zu fast 90 Prozent (Ketten-)Interventionen!

Bei der Hälfte der gebärenden Frauen werden künstlich die Wehen eingeleitet.

Etwa ein Drittel entbindet im Krankenhaus per Kaiserschnitt.

Was ist daran natürlich?

Der Natur überlassen?

Zurückbesonnen auf die Natur, die Essenz von Geburt, Wochenbett und Mutterschaft?

Ist aber nicht gerade DAS eine Einladung, so viel Natürlichkeit wie möglich und von der jeweiligen Mutter gewünscht auch in das Krankenhaus einziehen zu lassen?

Ist es nicht an uns Müttern auf unsere Selbstbestimmung zu achten oder darauf zu achten, dass sie geachtet werden kann?

Ist es nicht ein schönes Abenteuer, dich auch im konventionellen Rahmen des Krankenhauses auf unkonventionelle, aber so ursprüngliche und artgerechte, „natürliche“ Konzepte wie WindelFREI einzulassen?

Zu probieren, was in welchem Rahmen möglich ist?

Ist Krankenhaus zwingend unnatürlich und ist es überhaupt wichtig, ob WindelFREI etwas „natürliches“ ist?

Ist nicht das Wichtigste

Du.

Und dein Baby.

Und eure Beziehung?

Ist der Rahmen wirklich wichtig?

Was gibt es immerhin zu beachten?

Aus professioneller Sicht und persönlicher Erfahrung erzählt uns Daniela Aigner, WindelFREI-Coach mit dem Blog „Anders gewickelt“, warum und wie WindelFREI auch direkt ab Geburt und im Krankenhaus möglich ist:

„Was spricht dagegen?“

Ich hatte bereits beim Großen Erfahrungen mit Windelfrei gesammelt. Er konnte oft nicht entspannt stillen, dockte ständig an und ab, schlief sehr unruhig und quälte sich vor allem morgens lange mit „3-Monats-Koliken“. Für alle diese „Probleme“ fanden wir im Abhalten unsere Lösung. Er stillte entspannt, schlief ruhiger und die Koliken verschwanden von einem Tag auf den anderen. Deshalb wollten wir beim neuen Baby so bald wie möglich mit dem Abhalten beginnen.

Da ich einen zweiten Kaiserschnitt hatte und ich mich beim ersten nicht gleich so gut bewegen konnte, hatte ich zwar mein Asia-Töpfchen in der Kliniktasche, wollte aber nichts überstürzen.

Als ich dann nach der Geburt am Morgen mit dem Zwerg in Ruhe im Zimmer war, haben wir gekuschelt, angelegt und einfach unsere Zeit genossen. Ich wusste da bereits einige Male, dass er sich entleeren wollte, konnte aber selbst noch nicht recht auf. Ich habe dann einfach seine Füße gehalten und er hat sich erleichtert.

Am nächsten Morgen beim Windelwechsel war ich allein im Zimmer. Mir ging es gut, aber ich konnte noch nicht lange stehen. Also nahm ich mir die Wickelauflage mit ins Bett, um ihn zu wickeln. In der Windel war ein kleines Bisschen Mekonium. Ich machte ihn sauber, ließ ihn etwas strampeln und wollte ihm eigentlich gerade eine neue Windel anziehen.

Ich war eigentlich „fertig“ mit Wickeln. Da dachte ich: „normalerweise, würde ich jetzt abhalten“ und dann „was spricht dagegen? Nix!“ Ich nahm ihn in Abhalteposition und wollte gerade schauen, wie ich die Windel platziere, mit der ich etwas auffangen könnte und -zack- eine riesen Ladung Mekonium auf meiner Wickelunterlage. Ich musste kurz schmunzeln. Er hatte nur darauf gewartet…

Danach war für mich klar, dass ich nur noch mit Töpfchen abhalte. Auf mein Asia-Töpfchen haben übrigens wirklich alle sehr positiv interessiert reagiert. Sie haben nachgefragt, waren verwundert und erstaunt gleichzeitig.

 

Ausstattung für Windelfrei im Krankenhaus 

* Asia-Töpfchen oder Töpfchen-Einsatz oder Rührschüssel, da ihr sehr wahrscheinlich am Anfang noch nicht sehr mobil sein werdet und eher nicht über dem Waschbecken oder der Toilette abhalten könnt.


* Windelfrei-Kleidung ist praktisch, aber im Krankenhaus nicht unbedingt praktikabel. Viele Krankenhäuser stellen Kleidung und bitten auf eigene Kleidung zu verzichten, weil es eventuell abhanden kommen könnte.


* Mullwindeln, Wickelauflagen aus Molton usw. werden von Krankenhäusern gestellt und bekommen auch bei nicht windelfrei-Babys was ab. Man kann sie also durchaus auch beim Abhalten als Schutz benutzen oder beim Stillen ums Kind wickeln.

„… so konnte ich nicht anders als dem nachzukommen“

Die zweite Nacht war anstrengend. Jetzt, da ich wusste, dass er es bevorzugt abgehalten zu werden, konnte ich nicht anders als dem nachzukommen. Ich merkte an so vielen Dingen, dass er musste… Bei jedem Stillen fing er an, zog nur wenige Male richtig und „kaute“ dann auf meiner Brustwarze herum, also hielt ich ihn auch da ab. Wenn ich ihn danach anlegte, trank er lange und intensiv. Als er später in der Nacht aufwachte und ich dachte, ich könnte ihn vielleicht einfach stillen und weiterschlafen, „biss“ er richtig zu, als wollte er sagen: „nein, Mama, Klo! Nicht Hunger!“

Am nächsten Tag, also dem 3. Tag hatte ich meinen Milcheinschuss (einen Tag eher als beim Großen) und der Stuhlgang stellte sich bereits von Mekonium auf normalen Muttermilchstuhl um. Davon war übrigens seit dem ersten Pups nichts mehr in der Windel gelandet.

Tipps für den Start

* Setzt euch nicht unter Druck! V.a. als Erstlingsmama muss man mit so vielen neuen Eindrücken und Handgriffen zurechtkommen. Versucht es einfach, wenn euch „danach ist“.


* Macht es euch bequem! Nur wenn ihr entspannt seid, kann das Baby auch entspannen – sowohl beim Stillen als auch beim Abhalten.


* Sucht nicht nach „Zeichen“ – macht einfach! Ich kannte viele „Zeichen“ bereits vom Großen, das war schon ein kleiner Vorteil, aber „erfolgreich“ war ich trotzdem hauptsächlich in Standardsituationen wie nach dem Aufwachen, beim Stillen und beim Wickeln.


* Nehmt „Abhalten“ in eure Fragekette zum Wohlbefinden auf! Wenn ihr beim Weinen des Babys abklappert: Stillen? Schlafen? Temperatur? Bauchweh? Windelwechsel? usw. fügt doch gleich auch „Abhalten“ hinzu.

Zwei erstaunliche Nebeneffekte!

Am faszinierendsten war, dass mein Zwerg nicht ein Gramm an Gewicht verloren hatte und sowohl die Kinderkrankenschwestern als auch die Kinderärzte das gar nicht glauben konnten. Sie wogen ihn teilweise zwei Mal hintereinander, um zu sehen, ob sie sich nicht verschaut hatten. Für mich war das eindeutig die Folge unseres Stillstarts der etwas anderen Art. Denn hätte ich nicht abgehalten, hätte er auch nicht so viel getrunken.

Zu Hause angekommen, war meine Hebamme mehrfach beim Abhalten dabei. Sie kannte das schon vom Großen, aber da war er schon älter als ich ihr davon erzählt hatte. Jetzt hatte sie es quasi zum ersten Mal „live“ erlebt und meinte, sie hätte fast auch gern nochmal ein Baby, um es selbst auszuprobieren. Bei ihren Nachsorge-Mamas und auch Kolleginnen erzählt sie nun fleißig von windelfrei, vor allem als „Lösung“ bei Unruhe beim Stillen.

Zusätzlich gab es für unseren Großen (20 Monate, seit 2 Monaten trocken) keinen Grund, wieder gewickelt werden zu wollen, weil auch das Baby abgehalten wurde. Es erleichterte den Alltag sogar, wenn ich mit beiden Kindern z.B. morgens erstmal eine „Klo-Party“ machte und danach alle gut gelaunt in den Tag starten konnten.

Wenn mich also jemand fragt, ob ich windelfrei ab Geburt, so wirklich von Anfang an, empfehle oder lieber warten würde bis sich z.B. das Stillen eingespielt hat, dann sage ich ganz klar: Für mich gehört Abhalten zum „Einspielen“ dazu!

Daniela Aigner

Daniela Aigner

https://www.anders-gewickelt.de/

Daniela Aigner ist meine WindelFREI-Coach-Kollegin aus dem süßen Süden. Wir haben uns im weiten Internet schon oft und viel ausgetauscht und auch persönlich getroffen. Ihre Ausstrahlung und Begeisterung für ihre Themen sprechen für sich.

Sie hält Kurse und Beratungen nicht nur zu WindelFREI ab Geburt, sondern auch zum Trocken Werden, leitet mit mir die Facebook Gruppe für WindelFREI ab dem 2. Lebensjahr und trocken werden begleiten, und sie ist sowohl von GoDiaperFree als auch vom Artgerecht-Projekt ausgebildet!

Hast du auch im Krankenhaus entbunden? Oder woanders? Welche Erfahrungen hast du mit windelFREI ab Geburt gemacht, hast du weitere Tipps?

Teile es mit uns in den Kommentaren, auf Facebook oder Instagram!

Ich bin Janina, die Initiatorin und Autorin hinter Leonina frei & geborgen. ich berate und begleite Mamis auf ihrem ganz eigenen WindelFREI-Weg! Ich berate dich auch online und biete Kurse rund um WindelFREI an. So kannst du unbeschränkt von mir begleitet werden – egal, wo auf der großen weiten Welt du gerade mit deinem Baby unterwegs bist. Kontaktier mich, ich freu mich auf dich! Mehr zu mir und meinen Qualifikationen erfährst du hier!

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  • […] Mein erster Erfolg stellte sich also nach der anfänglichen WindelFREI-Schockstarre von etwa 2 Tagen ein. […]

  • Malina sagt:

    Danke für diesen tollen Artikel. Das macht Mut und ich werde es mit meinem Sohn auch direkt in der Klinik probieren mit dem abhalten. Ein tolles Asia Töpfchen haben wir schon. 🙂
    Euch weiterhin alles Gute!

    • Janina Pohle sagt:

      Hallo liebe Malina, das freut mich, dass der Blog dir Mut machen konnte. Und mit dem Asiatöpfchen seid ihr für den Anfang ja super ausgestattet. Dir und euch auch alles Gute – und wenn es mal schwierig wird: Nicht verzagen, WindelFREI hat seine leichten und seine herausfordernden Momente 🙂

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