WindelFREI & Koliken

Teil 3: stressFREI bauchwehfrei 

Für die meisten Kinderärzte bedeutet ein schreiendes oder weinendes Baby in den ersten Lebenswochen bis -monaten nur eines: Es ist ein „Schreibaby“. Oder Diagnose „Dreimonatskoliken“. Was dran ist, was du tun kannst und wann es mehr bedeutet als ein verstimmter Darm, den man mit windelfreier Zeit, abhalten (Teil I) und windelfreier Babymassag (Teil II) beruhigen kann, liest du in diesem Beitrag!

In den vergangenen beiden Teilen dieser Reihe zu Koliken habe ich beschrieben, wie Windelfrei in Kombination mit Babymassagen die Darmfunktion deines Babys wieder ins Gleichgewicht rücken können.

Doch woher kommen eigentlich die Bauchschmerzen deines Babys?

Und wie kann ich diesen effektiv vorbeugen?

Diagnose Schreibaby – als Schreihals geboren?

Die Diagnose „Schreibaby“ zu erhalten, ist brutal! Man fühlt sich, als hätte man einen Stempel aufgedrückt bekommen: Dein Kind ist nicht in Ordnung, es hat diese Behinderung, komm klar damit! Und wie kann ich mich jetzt noch in die Öffentlichkeit wagen? Jeder Blick, der uns gilt, wenn mein Baby draußen, in der Bahn, beim Amt oder an der Kasse weint und schreit, trifft mich, stresst mich, belastet mich!

Dabei ist diese Diagnose missverständlich. Sie ist nicht determinierend, sie zeigt eigentlich nur einen status quo auf – nämlich, dass dein Baby viel und kläglich weint. Warum es das tut, was du dagegen tun kannst und wie lange es anhalten kann, ist nicht gesagt. Also vergiss diesen Begriff erst einmal! Denn ein Baby ist nicht per genetischer oder teuflisch-göttlicher Bestimmung „Schreibaby“ oder „liebes Baby“.

Diagnose Koliken – mit Symptombekämpfung gegen Bauchweh

Klar ist der Magen-Darm-Trakt deines Babys noch nicht ausgereift und es ist sicher unangenehm, wenn die Verdauung die erste Zeit erst mal in Gang kommen muss. Und auch die Flaschennahrung, Unverträglichkeiten und manche Fläschchen können dem Baby Bauchweh verursachen. Inwieweit die Nahrungsbestandteile in die Milch auf dein Baby übergehen und ob du blähende Nahrungsmittel meiden solltest, ist umstritten – und zumindest bei mir hatte dies keinen Zusammenhang.

Diese organisch begründeten Ursachen sind – einmal erkannt – gut zu umgehen und die Bauchschmerzen können mit windelfreien Zeiten, Abhalten und windelfreier Babymassage gelindert werden. Natürlich gibt es von der Apotheke auch Mittel, die die Luftbläschen im Darm zerstäuben oder zur Entblähung führen, z.B. Kümmelzäpfchen.

 

Die Kern-Ursache liegt oft woanders

Heute werden diese Diagnosen unter einem neuen Stichwort zusammengefasst und ihnen wird ein anderer Mechanismus zugrunde gelegt: Die „Regulationsstörung“. Denn man ist sich heute sicher: Diese Bauchschmerzen sind nicht unbedingt Ursache des Schreiens, sondern vor allem Folge dessen.

Im Darm befinden sich nach unserem Hirn die meisten Nerven. Diese sind für die Regulation seiner Bewegung verantwortlich. Bei Stress reagieren sie und so kann dieser manchen Babys wortwörtlich „auf den Magen schlagen“, so erklärt es Professor Koletzko. Dein Baby weint also, schläft vielleicht schlecht, ist gestresst, wird noch empfindlicher und reagiert auf jeden Reiz äußerst sensibel. Es schreit noch mehr, und der gestresste Darm tut sein Übriges. Ein Teufelskreis für dein Baby – und eine Tortur auch für betroffene Eltern.

 

Aber wovon ist ein neugeborenes Baby denn gestresst? 

Dein Baby hat die größten Abenteuer und Herausforderungen hinter und vor sich. Es war im Bauch allen Reizen und Stimmungen ausgesetzt, die auch du als Mutter durchgemacht hast. Es ist mit stundenlanger Arbeit durch den Geburtskanal oder von einem Moment auf den anderen per Kaiserschnitt in eine kalte, neue Welt geglitten (Stichwort Geburtstrauma). Jeder Eindruck prägt dein Baby und sein Wohlbefinden. Was genau dein Baby gestresst hat, sofern es in der Vergangenheit liegt, ist im Nachhinein schwer zu sagen. Ob dein Baby z.B. Verrenkungen von der Geburt mitgenommen hat, kann ein Osteopath untersuchen und er kann diese oft auch beheben.

Stressfaktoren gibt es aber auch in der Gegenwart! Babys halten viel aus und sind absolut anpassungsfähig. Egal, wo auf der Welt und unter welchen Bedingungen ein Baby geboren wird, es überlebt erst einmal und passt sich an: In sengender ghanaischer Hitze und in eisiger norwegischer Winterkälte; auf Reisen mit der großen Nomadenfamilie und in der sesshaften Kleinfamilie in Deutschland.

Nichtsdestotrotz hat dein Baby Grundbedürfnisse und unterscheidet sich in seinen Befindlichkeiten von anderen Babys. Wir sind eine sehr freie und unternehmungsfreudige Familie, unser Löwchen war schon mit 3 Wochen mit uns zelten. Und so funktionieren die meisten Dinge auch MIT deinem Baby, da bin ich sicher – nur musst du wissen WIE, ohne dass du dein Kind dabei übergehst und ihn zu viel Stress aussetzt. 

Hier habe ich ein paar Tipps für dich, wie du dein Leben mit Baby flexibel und bedürfnisnah gestaltest: 

Stichwort Reizüberflutung: Wir hatten schon am ersten Tag nach der Geburt Besuch und das erste große Familientreffen nach einer Woche. ABER:

Wir haben den Besuch so kommen lassen, dass es eine langsame Steigerung war und sich für uns gut anfühlte

Wir haben nur den Besuch zugelassen, mit dem wir uns in dem Moment wohl gefühlt haben

Wir haben uns jederzeit die Möglichkeit gelassen, uns zurückzuziehen oder irgendwann den Besuch freundlich zu bitten zu gehen

Wir hatten unser Löwchen die meiste Zeit auf dem Arm und haben sie nur an die Verwandten gegeben, wenn wir das Gefühl hatten, dass dies ok ist

auf Löwchens Signale (z.B. bei Unbehagen) haben wir prompt reagiert


Wir waren schon sehr früh auch im Wochenbett wieder für kurze Zeiten draußen, ich musste mich unbedingt bewegen und wir wollten bald zu dritt weiter die Welt entdecken. ABER:

Wir haben alles so gemacht, wie es zu uns passte. Wen schon eine kurze Bahnfahrt stresst, der überträgt dies auf sein Baby und der sollte entweder drauf verzichten oder mit anderen Eltern Ausflüge machen, um mentale und praktische Unterstützung dabei zu erhalten

Wir haben unser Baby die meiste Zeit getragen. Der Körperkontakt beruhigt und das Tuch schottet das Baby vor allzu viel Lärm, Stress und Bildern ab. So konnten wir auch abends noch mit Freunden draußen sitzen, während unser Baby im Tragetuch ruhig schlummerte


Die Nächte können sehr anstrengend sein, vor allem für’s Baby

Gib deinem Baby, was es braucht, sofern es dich nicht zu sehr stresst.Wenn es sich durch Schaukeln und Körperkontakt oder durch ruhiges dabeisitzen und streicheln beruhigen lässt, dann komme dem nach, soweit es für dich ok ist

Gemeinsam schläft es sich geborgen! Ein Familienbett hat Vor- und Nachteile, so wie alles. Es gibt dem Baby Geborgenheit und für die Mama ist es praktisch, nicht immer an das Bett des Kindes laufen zu müssen, wenn es aufwacht und schreit. Für uns war das Familienbett damals intuitiv richtig


Wenn der Tag doch zu stressig war, kann man das nicht rückgängig machen. Meist weint das Baby dann abends oder nach ein paar Tagen besonders viel

wenn du sicher bist, dass alle sonstigen Bedürfnisse (check auch, ob es sich vielleicht gegen die Windel wehrt) deines Babys gestillt sind (und NUR dann!), lass dein Baby in deinen Armen sein Leid klagen. Es darf dir gegenüber auch seine Trauer und Angst zeigen und du bist für es da. Aber sei bei ihm und halte es, bis es seinen Kummer ausgeweint hat!

Überlegt, was euer Baby so doll gestresst haben könnte und schaut, wie ihr eurem Baby diesen Stress künftig ersparen könnt. Denkt daran, das bedeutet nicht, dass ihr alles aufgebt, nur müsst ihr vielleicht das WIE ändern


Wenn dein Baby eine sehr sensible Natur hat oder wegen wenig Schlaf sowieso leichter gestresst ist, solltet ihr darauf Acht geben:

Baut Rituale in eurem Tagesrythmus ein, die euch und eurem Baby Halt geben

Helft ihm, den Schlaf im Dunkeln und in Ruhe zu finden, noch bevor es durch Schreien signalisiert, dass es übermüdet ist

Geht darauf ein, was euer Baby wirklich braucht und mag. Ob ein gesummtes Lied oder spazieren gehen im Tragetuch. Auch ein warmes Bad abends oder eine windelfreie Babymassage wirken beruhigend und tun dem Bäuchlein gut


 

Kurz und knapp:

Vertraue deinem Mutterinstinkt (und Vaterinstinkt): Wenn sich etwas für euch ganz schlecht anfühlt, dann wird es auch eurem Baby so nicht gut tun. Wenn ihr etwas machen möchtet, überlegt immer, wie ihr euer Baby von zu viel Stress fern haltet und gebt ihm die Möglichkeit zu entspannen oder Stress abzubauen. Bleibt immer in Kommunikation mit eurem Kind – es wird euch zeigen, was es braucht, wenn ihr ganz genau hinhört. Und: Jede Phase ist auch irgendwann einmal vorbei.

Ein Tipp hat mir in schweren Zeiten immer sehr gut geholfen: Wenn du das Gefühl hast, du bist wütend auf dein Kind und es läuft schwierig oder stressig für dich als Mutter oder Vater, dann rufe dir die besonders schönen und innigen Momente mit deinem Baby in Erinnerung und zehre von ihnen!

Wurden bei deinem Baby auch Koliken diagnostiziert, ist dein Baby sehr sensibel und woher kam das Weinen bei euch? Was hat vorbeugend geholfen?

Teile es mit uns in den Kommentaren, auf Facebook oder Instagram!

Ich bin Janina, die Initiatorin und Autorin hinter Leonina frei & geborgen. ich berate und begleite Mamis auf ihrem ganz eigenen WindelFREI-Weg! Ich berate dich auch online und biete Kurse rund um WindelFREI an. So kannst du unbeschränkt von mir begleitet werden – egal, wo auf der großen weiten Welt du gerade mit deinem Baby unterwegs bist. Kontaktier mich, ich freu mich auf dich! Mehr zu mir und meinen Qualifikationen erfährst du hier!

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